Niemandsland
Stückauszug:
Sami.- Umut! Erzähl uns von der Entführung deiner Schwester Arzu.
Umut.- Es war eine Woche später, wieder ein Freitag. Wir waren alle in der Soraya-Bar, wie üblich und redeten darüber, dass Adams Clique eine Rache-Aktion gegen Attila plante, wegen der falschen-Dope-Story. Arzu war mit uns allen verärgert, weil wir nicht zu den Bullen gehen wollten. Auf einmal ist sie aufgestanden und alleine weggegangen. Zu Attila. Und du hast sie gehen lassen, du...
Attila.- Warum bist du nicht gegangen, du bist doch ihr Bruder! Ich bin doch nur der blöde Attila, das schwarze Schaf...
Umut.- Ich musste arbeiten! Das Wort kennst du gar nicht.
Attila.- Ich kenn es wohl. Meine Eltern kamen hier auf Anforderung des Deutschen Staates und haben beide wie die Sklaven in einer Fabrik gearbeitet. Nach 30 Jahren hat man sie immer noch wie Dreck behandelt und ihnen die kalte Schulter gezeigt. Sie waren müde, arm und unglücklich. Sie fuhren zurück in die Türkei. Das ist kein Vorbild. Das ist dumm. Ich habe mir geschworen, nie wie meine Eltern zu sein.
Umut.- Wie kannst du so was sagen...
Attila.- Ich habe Einfluß und Geld, Umut. Ich werde beachtet. Mein Leben ist ein Spiel mit dem Feuer, das ich ständig gewinne, es macht Spaß, Mann. Ich bin stolz, weil ich ein Profi bin, und jeder weiß es. Ich unterstütze meine Freunde, bin für alle da, schulde niemanden etwas, und alle lieben mich, weil ich ein Gewinner bin. Aber meine gesetzhörigen, tüchtigen, tugendhaften Eltern waren Verlierer: Ihr ganzes Leben war eine lange, demütigende Niederlage.