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Darwins Beichte

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Charles Darwin und die Evolutionstheorie

Charles Robert Darwin wurde am 12. Februar 1809 im englischen Shrewsbury geboren. Er gilt als Begründer der modernen Biologie und Erdwissenschaften. 1859 erschien sein Werk „On The Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life“, das zum Grundstein der heutigen Evolutionsbiologie wurde. Anhand akribischer Naturbeobachtungen an Bord des Vermessungsschiffes HMS Beagle, auf Landgängen oder bei Exkursionen entwirrte er Schritt für Schritt die formenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Er stellte Zusammenhänge zwischen rezenten und ausgestorbenen Arten her und stellte 1871, nach langem Zögern, den Menschen in die Reihe der übrigen Affen. Er unterwarf den Artwandel den Naturgesetzen und ersetzte die göttliche Vorsehung und Lamarcks Bildungstrieb durch das Zufallsprinzip. Entwicklung und Anpassung beschrieb er mit den Begriffen Variation und Auslese. Damit säkularisierte er die Natur.

Andere entwickelten daraus ein biologistisches Staatverständnis. Darwins Vetter Francis Galton prägte den Begriff Eugenik. Vom kränkelnden Volkskörper war es bloß noch ein kleiner Schritt zur Rassenhygiene als Ersatz für die, wie man meinte, durch Fürsorge und Medizin stumpf gewordene natürliche Selektion. „Survival of the fittest“ wurde zur liberalen Kampfparole. Karl Marx suchte 1873 Kontakt zu Charles Darwin, dem begüterten Gentleman Naturalist im ruhigen Kent. Stalins Agrotechniker beriefen sich ebenso auf Darwin wie Haeckels Monisten, die Kirchengegner im deutschen Kulturkampf oder antiklerikale Republikaner in Paris.

Darwins Thesen stießen sowohl auf Begeisterung als auch auf erbitterte Ablehnung. Odilon Redon begeisterte sich für Darwins Selektionsprinzip ebenso wie Zola oder Huysman, die gegen Degeneration und Dekadenz schrieben. Zolas Romanserie „Les Rougon Macquart“ trägt den bezeichnenden Untertitel „Histoire naturelle et sociale d'une famille sous le Second Empire“. 1914 feierten viele Intellektuelle bei der Mobilmachung die Rückkehr der natürlichen Selektion. Der lange Weg des Darwinismus von Darwins Selektionsprinzip bis zur modernen synthetischen Theorie der vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts sind ein spannendes Lehrstück über die Mehrdeutigkeit eines großartigen wissenschaftlichen Gebäudes und dessen verschlungene Pfade der Rezeption. Darwin hat Wissenschaft und Alltagskultur gleichermaßen geprägt.

Mit der außergewöhnlichen Idee, Darwin auf die Bühne zu bringen, wird die breite Öffentlichkeit eingeladen, sich mit gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen, fernab von elitären Konferenzen und Kolloquien.
(Stefan Nussbaum, SCNAT)

 

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